Vor ziemlich genau einem Jahr, auf der Insel Lesbos hatte ich einen Traum: eine alte weise Frau flüstert mir ins Ohr: learn to listen and you will find God.

Ich habe diesen Traum ein Jahr lang mit mir getragen. Immer wieder. Und bis vor kurzem dachte ich: doch, das kann ich. Ich bin eine gute Zuhörerin. Ich stelle Fragen, und versuche zu verstehen.

In letzter Zeit jedoch, verändert sich mein Gehör. Mein Bewusstsein fürs Hören verändert sich.

Ich habe angefangen mir selbst wirklich zuzuhören. Ich beginne zu lauschen. Ohne verstehen zu wollen.

Wenn mir jemand etwas erzählt, versuche ich die reine Präsenz zu sein. Den inneren Drang, Fragen zu stellen, oder Antworten bereits in meinem Kopf zu formulieren, drehe ich sehr leise.

Ich lausche auf Worte die aufleuchten und auf den Klang der Stimme.

Wenn sich in mir eine Frage regt, wäge ich ab, ob ich damit mein Gegenüber in eine Richtung lenken will, dann lasse ich ganz davon ab.

Wir brauchen uns gegenseitig nicht mehr zu manipulieren!

«Die grösste Kraft der Veränderung – ist die dem Menschen innewohnende Weisheit.»

Auch gutgemeinte Ratschläge sind Schläge. Wie oft wollen wir den Menschen, der uns erzählt, irgendwo hinbringen, wo wir in haben wollen?!

Durch das stille Lauschen geben wir dieser immensen innewohnenden Weisheit den Raum sich zu entfalten.

Und oh boy, das macht mich zur Zeit demütig. Zutiefst demütig.

Auch wenn mir jemand einen Blumenstrauss beschreibt, spricht sie/er immer von sich selbst.

Michael Ende hat wunderschön übers Zuhören geschrieben…»was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war: Zuhören… Momo konnte so zuhören, dass dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen… sie konnte so zuhören, dass ratlose oder unentschlossene Menschen, auf einmal ganz genau wussten, was sie wollten… so konnte Momo zuhören.»

 

Learn to listen and you will find God. Und heute füge ich hinzu: In jedem Menschen, dem du wirklich lauschst.